Symposium: Wissen & Lernen 4.0 – Kompetenzerwerb für die digitale Transformation #wul40

Seit einem Jahr arbeite ich in der e-Learning Abteilung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen, Education Support Center (ESC), und bin nun mit der Organisation eines Symposiums betraut (Keynote: Dr. Jochen Robes).

Das Thema ist die zunehmende Digitalisierung der Unternehmen und somit die Veränderungen der Anforderungsprofile der MitarbeiterInnen, für die Hochschule heißt das: die Veränderungen und ihre Auswirkungen auf das duale Studium im theoretischen wie praktischen Teil. Welches Wissen und welche Kompetenzen sind in Unternehmen gefragt, die ihre Produktion auf vernetzte und eigenständige Einheiten umstellen? Welche Transferleistungen müssen Studierende im Unternehmen erbringen, außerhalb ihres Fachwissens? Wie kann, muss oder sollte das Lehren und Lernen verändert werden, um diesen Anforderungen gerecht zu werden? Wie kann digital/medial unterstütztes Lernen, Web-Lernen, e-Learning dafür gestaltet werden?

In drei Themenbereichen wird von Akteuren aus Hochschule, Unternehmen und den Schnittstellen geschildert, welche Fragen aufgeworfen werden und welche Antworten sie bereits heute gefunden haben. Der Veränderungsprozess wird in jeder Firma anders gestaltet und schreitet mit unterschiedlicher Dynamik fort. Daher wird es spannend werden, an welchen Punkten die Akteure stehen und v.a. wie der Kooperationsprozess zwischen Hochschule und Unternehmen umgestaltet werden kann.

Mehr Informationen auf der Veranstaltungsseite und: ja, es wird einen Livestream geben. Hashtag des Symposiums: #wul40
PS: Ja, Anmeldungen sind noch möglich!

[Buch] A. Richter: Supernerds – Gespräche mit Helden

Diesmal eine kleine aber feine Buchempfehlung: jede/r, der/die sich für die aktuelle Thematik des grenzenlosen Abhörens, Datensammelns und damit staatliche Überwachung interessiert, sollte die Interviews lesen. Die Theaterregisseurin Angela Richter hat sich mit teils erheblichem persönlichem Aufwand mit zahlreichen Whistleblowern getroffen oder bei Inhaftierten mehrere Chats organisiert, um sie mit einem guten Fingerspitzengefühl nach persönlichen Konsequenzen, Einschätzungen und politischen Perspektiven ihres Tuns zu befragen. Dabei werden die Persönlichkeiten derjenigen deutlich, die aufgrund ihrer moralischen, ethischen oder politischen Haltung ihre beruflichen Aktivitäten nicht nur nicht mehr länger ausüben konnten, sondern überzeugt davon waren, die Öffentlichkeit über illegales Handeln von Regierungsorganisationen informieren zu müssen.

Dazu zählen ehemalige Kriegsstrategen, technische Leiter, Datenanalysten, Wikileaks-Gründer Julian Assange oder eine ehemalige Anwältin des US Justizministeriums.

Rein subjektiv und aus diesem Blickwinkel neu für mich war die fast durchgängige Haltung amerikanischer Whistleblower mit ihrem Handeln den Schutz der Verfassung gewährleistet zu haben, während ihre eigenen Arbeitgeber sie durch die vorgeschriebenen Aufgaben verletzten. Insofern haben die Interviewpartner auch kein Problem damit, sich US-Patrioten zu nennen, denn sie sehen sich selbst als die Verteidiger ihrer Verfassung an und nicht diejenigen, die sie zwar als Aushängeschild und Vorwand nennen, aber gegen ihre Grundsätze verstoßen.

Zitat Thomas A. Drake: „Ich habe einen Eid darauf geschworen, die Verfassung zu unterstützen und gegen alle Feinde zu verteidigen. (…) Ich hätte nie damit gerechnet, dass meine Regierung mich zum Feind erklären, mich zum Sündenbock machen würde. (…) Das kriminelle Verhalten der Regierung anzuprangern wird zu einer strafbaren Handlung. Das kehrt die Rechtsstaatlichkeit komplett um.“

Eine zweite Besonderheit war es, dass einige der ehemaligen Insider in den Interviews unabhängig voneinander Grundzüge ihrer ehemaligen Jobs herausstellten, die ein völlig anderes Bild auf die Verbrechens- oder Terrrorismusbekämpfung mittels Überwachungsprogrammen oder der hier im Land umstrittenen Vorratsdatenspeicherung werfen:

  • den Institutionen ging es um mehr finanzielle Mittel für Ihren Apparat
  • die !allgemeine! Überwachung sollte ausgebaut werden, es musste möglich sein, noch mehr Daten zu sammeln, die die gesamte Bevölkerung betreffen
  • somit ging es nicht um die propagierte Verbrechens- oder Terrrorismusbekämpfung, sie diente nur als Vorwand
  • die Dienste wollten innerhalb der Regierungsorganisationen einen besseren Stand erreichen, d.h. sie beschäftigen sich mit sich selbst und nicht mit terroristischen Aktivitäten.

Eine nüchterne Erkenntnis: kein einziges Programm und keine Datensammelei hat auch nur einen einzigen Anschlag verhindert. Hingegen ist die Überwachung der gesamten Bevölkerung flächendeckend ausgebaut worden. Und zwar soweit, dass wirkliche Attentäter in der Datenflut untergegangen sind und die Anschläge durchführen konnten, obwohl es mehrere Hinweise auf sie gab oder sie bereits bekannt waren, wie bei dem Anschlag auf den Marathon in Boston. Die Veröffentlichungen und Verlautbarungen hier im Land deuten auf die gleiche Misere hin. Nur soviel zu Regierungsäußerungen aufgrund von Datensammlungen Verbrechen verhindern zu wollen.

Zitat Edward Snowden: „Wir tragen Milliarden und Abermilliarden von Daten zusammen und wissen, wen Oma auf ihrem Handy anruft und was sich Schüler für SMS schicken – während die wenigen bedrohlichen Akteure im Rauschen untergehen.“

Das Buch ist im Alexander Verlag Berlin erschienen und bei den üblichen Buch-Portalen und Buchhandlungen erhältlich.

GMW Tagung 2014 – Lernräume gestalten

Da ist sie wieder: die Metapher des Raums…, als Ordnungs- und Systematisierungskriterium gegen/mit/ohne die ubiquitäre Verfügbarkeit, gegen Grenzenlosigkeit? Die ‚Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V.‘ hat zur Jahrestagung geladen und das Lernen in ‚vielfältigen Bildungskontexten‘ verorten (sic!) wollen. Ein umfangreicher Tagungsband gehört dazu, aufgefallen ist mir die Keynote von Sabina Brandt und Gudrun Bachmann, die die Ergebnisse ihres Projekts in der Studie „Lernumgebungen an der Hochschule – Auf dem Weg zum Campus von morgen“ vorgestellt haben. Zitat: „Ein Lernen mit und ohne ‚E‘, das zu trennen macht eigentlich gar keinen Sinn.“ So einfach kann ausgedrückt werden, dass nicht nur das ‚E‘ als Spezifikum für Lernprozesse wegfallen darf, weil digitales und präsenzorientiertes Lernen in Seminaren o.ä. eben ‚Lernen‘ sind und auf diesem Prozess der Fokus liegt; sondern es bedeutet auch die Anerkennung der aktuellen Lernkulturen, die keine Trennung praktizieren, sei es das Online-Lernen, das an physischen Orten wie dem Campus oder zu Hause stattfindet oder das mobile ‚Zwischendurch‘-Lernen (instant/rapid/wieauchimmer..) in Bus, Zug, U-Bahn. So wird die Eigendarstellung eines studentischen Studienteilnehmers nachvollziehbar, der sich als „Lernwanderer“ bezeichnet. Ebenso können die ‚virtuellen‘ und ‚realen‘ Lernräume in eins gefasst werden, (reales) Lernen ist beides.

Externe Tools in Moodle

Da ich beruflich stärker mit Moodle zu tun habe, andererseits aus dem Bereich des Lernens mit Web 2.0 Tools aka Social Learning komme, interessiert es mich besonders, die Grenzen eines etablierten Lern-Management-Systems zu erweitern. In der Ausgestaltung von Lernumgebungen ist es mir wichtig die nötigen Anwendungen zur Verfügung zu haben, die zum Lernprozess, dem Seminar, den Anforderungen etc. passen. Dies lässt sich innerhalb von Moodle über die sog. ‚externen Tools‘ lösen, die als ‚Aktivität‘ auswählbar sind. Nichts besonderes? Ich meine: doch, weil es möglich ist, diejenigen Services in bspw. den Kurs zu integrieren, die Moodle eben nicht als Filter oder Plug-in anbietet, d.h. es geht mehr! (PLE? ja, in diese Richtung kann es gehen…) Mehr von diesem Beitrag lesen

DE:BUG beendet Print-Leben

Jetzt ist es passiert: De:bug, „das letzte relevante Print-Medium“ beendet seine Existenz am Kiosk. Sehr überraschend und nicht im Heft, sondern angemessen als Blog-Posting im Netz veröffentlicht, wird die nächste De:bug 181 (04/2014) die letzte Print-Version werden. Ob es im Netz weitergeht oder in welcher Form auch immer ist noch unklar, superschade hingegen die offenbar finale Entscheidung. Das ‚Magazin für elektronische Lebensaspekte‘, auch hier mal rezensiert (update: gerade twittert De:bug ihren Artikel als pdf zur #didacta14), war bei mir einfach immer vorne, wenn es um elektronische, digitale Musik ging (no. 1) weitab vom Massen_Techno. Skurrile, eigenmächtige Musiker/innen, DJ’s und DJanes, seltsame Mischungen von Stilen oder das Neuerfinden ihrer selbst in Subkategorien mit mehr oder minder klingenden Namen haben Rezensionen geschaffen, die selbst als eigenständige Kunststücke gelten können und motiviert haben sich „das mal anzuhören…“. Direkt nebenan die Abteilung „wie verändert das Internet/Digitale?“ uns, den Alltag, die Musik, Vertriebswege, Partys etc. (no. 2) – sie war einfach das kulturelle Echolot der mehr als dynamischen Umbrüche seit Y2K (und davor).

Oft waren die Themen gerade mal in der Diskussion angekommen, wurden sie in der De:bug schon seitenweise schlau besprochen (digital & mobil, Ubiquitous / Pervasive / Wearable Computing, Streaming, P2P, Pop & Gesellschaft & Technik & …). Kein Wunder, dass sich etliche Leser/innen wundern ob des schnellen Endes und Modelle vorschlagen, wie es weitergehen könnte (Crowdfunding etc.), weil die De:bug wg. der inhaltlichen Trennschärfe und dem Finger in der Wunde/am Puls der Zeit eine verlässliche Größe ist/war, die man nicht aufgeben möchte (/me too). Kalt erwischt! Es bleibt zu hoffen, dass es andere Modelle geben wird, die „den langen Text, den schweren, wenn es sein muss, den gewichtigen“ ermöglichen, ohne sich komplett zu verheizen: „Die Welt explodiert in Medien, die Konkurrenz für umsonst ist überall, die Margen werden immer kleiner und die Mischkalkulationen immer ausufernder.“ Denn Reflexionsebenen und -medien brauchen wir (alle) und sei es auch nur, um Filter Bubbles zu sprengen!

#mootDE14 aka Wie war’s denn bei der MoodleMoot 2014 in Leipzig?

Oh, schön war’s: großen Dank an das Orga-Team, das war eine klasse Leistung! Und die Vorträge? Die klassische Variante nach einigen BarCamps und online MOOCS in der letzten Zeit als frontales one-to-many, auch gut und zur Informationsvermittlung super. Was gab’s denn? Einiges habe ich mir angesehen und durch der Beschäftigung mit Social Learning, nun aber als e-Learning Mitarbeiter der BTU Cottbus-Senftenberg sehr gespannt auf die Chancen und Klippen des Lernmanagementsystems, mit dem ich momentan selbst arbeite. Mehr von diesem Beitrag lesen

The day we fight back

Eine gute Initiative zum Jahrestag von Aaron Swartz Tod [1], [2] und dem Safer Internet Day kommt von ‚THE DAY WE FIGHT BACK – AGAINST MASS SURVEILLANCE‘. Es wird die Eingrenzung der Bewegungsfreiheit im Netz und die Ausspähung des Internet Traffic durch die NSA thematisiert und zum Protest aufgerufen [3], [4]. Wird auch Zeit…

The day we fight back

Hackpad: multimediale Etherpads für das gemeinsame Schreiben

Folgender Artikel ist auch hier erschienen: Medienpädagogik Praxis Blog

Viele Aktive aus der Medienpädagogik und dem Web/Online Lernen kennen Etherpads zum kooperativen und kollaborativen Arbeiten. Gerade Etherpad Lite eignet sich prima, um online schnell ein Protokoll, einen Referats- oder Artikelentwurf zusammen mit Anderen aufzusetzen. Diese Pads sind prinzipiell öffentlich über ihre Adresse erreichbar, einziger Haken dabei ist der Funktionsumfang: viel mehr als Text, Farben und Links geht nicht.

Heute geht es um ein Pad, das den Vorteil des synchronen und kollaborativen Arbeitens mit einem größeren Funktionsumfang verbindet: Hackpad.com! Es ist schlicht ein kostenloser Service, der ein übersichtliches, zeitgleiches Schreiben von mehreren Nutzern mit einigen Funktionen einer installierten Software anbietet, ähnlich den Online Office Suites von Zoho oder Google. Es sind Etherpads in chic und multimedial, einziger Haken dabei: lesen darf jede/r, schreiben nur nach Registrierung (extra oder mit Facebook / Google+ Account).

Aber dafür gibt es einiges an Features, die man sich für Etherpads schon lange gewünscht hat:

  • übersichtlicher Aufbau: das Pad wird rechts und links von mitlaufenden Icons für die registrierten und eingeloggten User begleitet, so dass jede/r sehen kann, wer was geschrieben hat, die Farben anderer Pads entfallen und es wird aus Überschriften automatisch ein Inhaltsverzeichnis seitlich erstellt
  • Einladungen mit der URL des Pads werden in eine Box eingegeben und Hackpad schickt sie per Mail (oder Facebook) weiter
  • niemand verpasst etwas: an die Follower eines Pads werden Veränderungen per Mail verschickt
  • in der Menüleiste steckt ein @-Button: damit werden Pads und User verknüpft
  • es ist (wirklich) mobilgerätefähig!
  • Pads können über hashtags oder in eigenen Sammlungen organisiert werden
  • über die URL können folgende Medien eingebettet (nicht nur verlinkt!) werden: Youtube Videos, Twitter, Soundcloud, Google Maps, Vimeo, Flickr, Tumblr, Slideshare, Prezi – und das in einem Etherpad!
  • Für Code-Liebhaber/innen: ja, das passt in die Code-Box! LateX schreiben übrigens auch…
  • Verlinkung mit Dropbox-Dateien inklusive
  • eine API ist vorhanden
  • eine Subdomain gibt es gegen Bezahlung (https:<ihrName>.Hackpad.com), z.B. zur Organisierung von Gruppenarbeiten

Wenn das mal nichts ist?! Begeistert bin ich v.a. von der Übersichtlichkeit beim gleichzeitigen Schreiben und von den eingebetteten Videos und Präsentationen – das hat in Etherpads völlig gefehlt und bereichert ein Dokument um den vernetzten Web 2.0 Gedanken, alles an Inhalten und Formaten in einen Text werfen zu können, was dazugehört. Somit sind bspw. Projektdokumentationen in einem Hackpad statt einem Blog machbar, wenn es über eine Seite nicht hinausgehen soll, mehrere Seiten können natürlich auch verlinkt werden; oder Texte mit Fotos über eine Erkundung im Stadtteil oder eine Prezi für ein Referat oder…

Rechtliches: der Service ist ab 13 Jahren, anders als Facebook beansprucht Hackpad keine Rechte an dem Content der User, behält sich aber die Löschung von ungesetzlichem Inhalt vor; wen’s betrifft: „All content posted on the Service is must comply with U.S. copyright law.“ Hackpad setzt ‚Google Analytics‘ oder ‚Mixpanel‘ ein, um Nutzungsdaten des Service zu sammeln.

Alles in allem ein super Service, die Registrierung erlaubt viel weitere Freiheiten und Möglichkeiten als andere Etherpads und viele Optionen für viele Szenarien! Hackpad!

Reflexionen zwischendurch

Wie an den Datumsangaben zu sehen ist, habe ich eine längere Zeit schon keinen neuen Artikel veröffentlicht. Nun eine Rückschau, das geht in der Zeit „zwischen den Jahren“.

Hauptthema dieses Jahres war die Masterarbeit zu kooperativem Lernen mit Apps auf mobilen Geräten. Habe ich gemacht, der Sommer war damit komplett ausgefüllt und persönlich somit ausgefallen, hat aber das gewünschte Ergebnis gebracht: das Studium ist erfolgreich abgeschlossen und der M.A. eEducation in der Tasche! Was es außer Erkenntnis und Mühsal auch noch gebracht hat: Lernen 2.0, Social Learning oder wie auch immer mensch es nennt, existiert nicht, weder auf mobilen noch auf stationären Geräten, ein Hype bleibt ein Hype; diese Buzzwords sind der strategischen Initiative geschuldet, ein anderes Bildungs- und Lernkulturverständnis zu fördern und zu diskutieren, was sehr löblich und dringend nötig ist, mehr aber nicht. Die Realität ist anders. Sinnvolle, vernetzte Online-Lernszenarien mit kollaborativem u./o. kooperativem Lernen sind hier und da umgesetzt, in der allgemeinen Schule oder Hochschule aber noch genauso wenig angekommen wie in Apps. Ausnahmen bestätigen die Regel. Heißt: wir experimentieren weiter.

Die medienpolitische Initiative, in Berlin einen ‚Runden Tisch Medienbildung‘ mit den im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien, der Senatsbildungsverwaltung und medienpädagogischen Initiativen zu etablieren, ist seitens der offiziellen „Player“ abwegig beschieden worden, v.a. der Senatsverwaltung und der regierenden Parteien. Heißt: kein Interesse. Schade, die bundesweite Initiative „Keine Bildung ohne Medien“ hat angeregt in den Bundesländern solche ‚Runden Tische‘ zu etablieren, Berlin baut aber lieber Flughäfen… Vielleicht gibt es in Zukunft ja eine/n Mitarbeiter/in in der Bildungsverwaltung mit einer Idee, der Ausbau der Medienkompetenzförderung und des Bildungsbereichs stünde der Stadt nicht schlecht.

Nun also (neue) Arbeit in der BTU Cottbus-Senftenberg im E-Learning Bereich, super! Da stellen sich die Fragen nach PLE, PLN, Konnektivismus und Social Media für das Lernen noch einmal völlig anders, Anschlussstellen sind gesucht!

Die Diskussionen beim diesjährigen EduCamp in Berlin oder der GMK Jahrestagung haben mir gezeigt, dass bei allen Konzepten, Ideen und (meist unterfinanzierten) Projekten das digitale Zeitalter in der Bildung noch nicht angekommen ist, sondern Fortschritte (immer noch, wie meist) auf dem Engagement von Wenigen beruhen. Genausowenig existieren die unschlagbaren Konzepte, das Lernen völlig umzukrempeln, zum Glück: denn Lernen ist abhängig von Kontexten, Vorwissen und individuellen Lernwegen. Sinnvoll ist es, Szenarien und neue Anwendungen zu entwerfen, um zu experimentieren und zu differenzieren, wo wann was wie sinnvoll an digitalen Medien einzusetzen ist. Gerne ohne Hype und Buzzwords.

Soziale Arbeit und social media

Nun habe ich als Dipl.Soz.Päd. und Medienpädagoge schon seit 2 Jahren einen Lehrauftrag an der Evangelischen Hochschule Berlin für das Seminar „Web 2.0 in der sozialen Arbeit“ inne und weiß, dass jedes Semester anders verläuft; aber die Bestätigung für den „lernerzentrierten Ansatz“ beim sog. Lernen 2.0 aka kollaboratives Lernen, das stark von der konstruktivistischen Lerntheorie geprägt ist, hat mich stark beeindruckt.

Was war geschehen? Nichts weiter, denke ich, allein die Seminaraufgabe war, von den eigenen Interessen in der Sozialpädagogik/-arbeit auszugehen und mit einem Web 2.0 Tool zu visualisieren. Die Ergebnisse wie auch alles andere sammeln wir in einem Wiki außerhalb des hochschulinternen Lern-Management-Systems (LMS) und bei der Durchsicht vor dem nächsten Termin staunte ich nicht schlecht: so große, detaillierte, engagiert angelegte und ausführliche Mindmaps hatte ich nicht erwartet! Die Ergebnisse waren wirklich super und zeigten eine nahezu ideale Kombination des Studieninteresses mit persönlichen Orientierungen, Recherchen und fachlich fundierten Aussagen! Das dicke Lob an die Studierenden kam postwendend im Seminar, das bei diesem Termin von den Arbeiten völlig bestimmt war und es hat sich 100%ig gelohnt, den Studierenden den Raum und die Zeit zu lassen, sich selbst eine Richtung für das Studium zu suchen und diese Suche zu dokumentieren und vorzutragen. Ich hatte schon öfter Aufgaben gemäß einer Problemorientierung oder mittels Vorgaben gestellt, aber noch nie war das Ergebnis so überwältigend gut und ausführlich ausgefallen wie dieses. Das zeigt mir andererseits aber auch, dass der Einsatz von Web 2.0 Tools in der Sozialpädagogik richtig sein kann, wenn, wie immer, das Setting stimmt und die Eigeninteressen der Studierenden eine Rolle spielen.

Das Seminar plane ich generell in der Verbindung Technik (Web 2.0 Tools, social media) & Sozialpädagogik / Sozialarbeit / soziale Arbeit in dem Versuch die Balance zu halten zwischen dem Einsatz webbasierter Tools als Werkzeuge (1) und der Etablierung einer neuen Lernkultur (2). (1) Web 2.Tools, soziale Netzwerke oder andere Nützlichkeiten können zwar „nur“ als Werkzeuge eingesetzt werden, woraus sich aber Sackgassen-Diskussionen ergeben: warum sollte ich diese einsetzen, wenn ich von digitalen Medien nicht viel halte oder mir der Mehrwert nicht klar ist? Das Ergebnis: vor die Wand gefahren, weil man auf dieser Ebene nicht weiterkommt. (2) Es ist nämlich weitaus komplexer zu erklären, dass (sogar) die Sozialarbeit sich digitaler Unterstützung für die Lehre bedienen kann, weil der kulturelle Wandel momentan auf digitaler Ebene stattfindet und Lehrende (und Lernende als Ein-/Fordernde) gut daran tun, diesen Wandel zu konstatieren und produktiv im eigenen Handeln umzusetzen. Die Diskussionen um eine neue Lernkultur kenne ich nicht nur aus meinem berufsbegleitendem Studium „eEducation“, das sich mit e- und online-Learning beschäftigt, sondern auch aus der Medienpädagogik, wenn es um Grund- und Oberschulen, Hochschulen oder Universitäten geht. Die Studierenden kommen aus der Welt sozialer Netzwerke, Chats und Messaging-Diensten auf dem Handy oder Smartphone, warum sollte ich diese Mittel dann nicht für die Lehre einsetzen? Kultureller Wandel bedeutet hier eine Bedeutungsverschiebung hin zu einer immer stärkeren Nutzung digitaler Geräte und diese sind bei allen Zielgruppen der Sozialpädagogik ebenfalls angekommen.

In der sozialen Arbeit sind hinsichtlich des Einsatzes von social media mehrere spezifische Fragestellungen zu klären und sowohl deren Beantwortung als auch das vielversprechende Sammeln weiterer Fragen ist noch lange nicht abgeschlossen; die Bandbreite reicht von der Datensicherheit für die Mitarbeiter sozialpädagogischer Einrichtungen und die von Klienten, wenn sie einen Service (mit-)benutzen über die Frage der treffsicheren Auswahl eines Tools für einen gegebenen Einsatzzweck bis hin zur Frage der Öffentlichkeit und damit Sichbarkeit sozialer Arbeit hinsichtlich der eigenen Arbeitsstelle (Öffentlichkeitsarbeit oder Kommunikation?) und der dokumentierten Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der eigenen Arbeit.

Ich bin gespannt darauf wie es weiterläuft, v.a. in Hinblick auf den parallel laufenden 2. Lehrauftrag, bei dem ich (hoffentlich bald) Tablets einsetzen kann, was beim Thema „Gaming“ sicherlich förderlich ist.